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Nachrichten

Kultur in Eltmann: "Der Superheld am Beckenrand"

N008 // Wer glaubte, dass es aus dem Alltag eines Bademeisters nicht viel zu erzählen gibt, der irrte sich – und zwar gewaltig. Bei seinen „Chlorreichen Tagen“ in Eltmann schonte Robbi Pawlik, alias „Bademeister Schaluppke“, weder sich noch sein Publikum, das immer wieder kollektiv nach Luft schnappte und das begann schon mit den ersten Sätzen: „So Sportsfreunde! Wer nicht mitmacht – Schaluppke kann auch Mund-zu-Mund-Beatmung!“

 

Das Thema „Chlorreiche Tage“ hätten in dieser Zeit wohl in kaum eine andere Stadt besser passen können als nach Eltmann und „Bademeister Schaluppke“ nahm dieses Problem der Schwimmbadschließungen auch von Anfang an auf. „Allein 60 Bäder sind im letzten Jahr geschlossen worden. Dabei sind doch Schwimmbäder ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und ein Ort hoher Bedeutung. Hier kann man schwimmen, sich eine Auszeit nehmen, alle Generationen, alle sind hier gleich, ob alt oder jung, ob ledig, gegerbt, gepierct oder arschgeweiht.“

 

Er hieß seine Gäste gleich im nassesten Brennpunkt der Republik gekommen, aus einem Bad in Köln/Zollstock, wo man ein Freibad und Kombibad mit einem Acapulco-Tower habe und einem multikulturellen Umfeld. Die Figur des Bademeisters Schaluppke habe er in den 90er-Jahren kreiert, als er noch an der Sportschule in Köln studierte, schon mit Schwerpunkt Theater und Pantomime. Erste Auftritte seien dann bei Messen mit Bademoden erfolgt oder er habe dann auch bei familiären Gesellschaften, wo er zum Beispiel die Hochzeit eines Kumpels schon als Bademeister bespaßte.

 

Nun tritt er schon seit 15 Jahren als „Bademeister Schaluppke, tourt derzeit mit seinem 3.Soloprogramm durch ganz Deutschland und hat schon über 2020 hinaus viele Engagements in Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Berlin, aber nun auch in Eltmann. Dabei sieht er sich weniger als Comedy, mehr in der Gesellschaftssatire, wo er alle möglichen Themen von der Straße in den Mikrokosmos des Schwimmbades verlegt. In Zeiten von Bewegungsmangel, Bäderschließungen mit den Attributen „marode“ oder „Kostenfresser“ und virtuellem Wahnsinn, sei doch das Schwimmbad der Ort von großer gesellschaftlicher Bedeutung für die Gesundheit. Aber auch hier gebe es Fachkräftemangel, zu wenig Personal, zu wenig Kinderschwimmen und hier betreibe er auch Aufklärungsarbeit als Mitglied der DLRG oder beim Schwimmbadverein.

 

Natürlich gebe es auch sehr viel Klischees über Bademeister. Schon das Wort mit den drei m „Schwimmmeister“ verführe zu dem Ausdruck „du siehst ja aus wie eine Luftmatratze“ oder „so wie sie arbeiten, möchte ich mal Urlaub machen“. Auf die Frage „was machen sie denn eigentlich hier“ sage er meist nur „Kachel zählen“ und „ich bereite mich auf den Urlaub vor“. Wenn er nach dem Ziel gefragt werden, sage er „nach Baden-Baden“.

 

Er räumte auch auf mit dem Vorurteil, dass Bademeister ihre Mittagspause im Kiosk verbringen, denn schließlich heiße die wichtigste Baderegel „nicht mit vollem Magen in das Wasser“. Aber wie könne man heute den Teenagern diese Baderegeln vermitteln, höchstens mit WhatsApp oder Hip-Hop.“

 

Aber auch mit anderen Unsitten müsse er sich rumschlagen wie mit Badetüchern blockierten Liegen und Handtuchaufschriften wie „leider schon belegt“ oder „dieser Platz gehört mir“. Aber da greife er dann ein. „Das Handtuch gehört ja dem Badegast, aber der Liegestuhl nicht und deswegen kann ich den schon wegziehen.“

 

Das Badeklientel glaube ja oft immer noch, dass Bademeister nur am Beckenrand stünden, Kinder und Rentner schikanierten, auf dicke Hosen oder den Rest des Tages den Damen hinterher glotzten. Schaluppke machte seinen Gästen klar: Dieser Job verlangt einen komplexen Kompetenzkatalog. Als Bademeister bist du Mädchen für alles. Du bist Animateur, Kindertröster, Sorgenonkel, Psychologe, Sonderpädagoge, Sozialberater, aber auch Stilberater, Diplomat oder eine Art Superheld mit kurzer Hose und Badelatschen.

 

Immer wieder bezog „Schaluppke“ auch sein Publikum mit ein, das mitsang und mitklatschte und die bunten Episoden des kreativen Entertainers über meckernde Muttis, renitente Rentner und pöbelnde Pubertiere mit Lachen und großem Applaus begleitete. Sein Bauchtanz oder die Synchronschwimmshow, dass Mimen eines rassigen Latin-Lovers gingen die Zuschauer immer wieder mit. Sie ließen sich sogar zu Gymnastikübungen oder Gesangseinlagen zwischen Damen und Herren mitreißen.

 

Der rappende und rockende Bademeister zeigt hier auch sein musikalisches Können und es verging im wahrsten Sinne des Wortes keine Minute, in der nicht gelacht wurde. Schaluppke tauchte dabei ein in Hip-Hop-Battles und sorgte mit zuckenden Po-Muskeln und kreisenden Speckhüften für den richtigen Latschenkieferaufguss in der Damensauna., was ihm vollkommen zu Recht „Publikumspreise“ eingebracht hat. Und auch seine Autorität am Beckenrand ließ er dabei anklingen, „denn wer sich nicht an die Baderegeln hält oder sich danebenbenimmt, der kriegt ne klare Ansage: Sportsfreund, geh `duschen! Und wenn der Zehner zu ist, bleibt auch die Arschbombe unten.“

 

Die Planungen um ein Hallenbad im Maintal und vielleicht sogar in Eltmann bekamen mit dieser Vorstellung eine ganz andere Sicht und mit solch einem Bademeister würden sicher ganz viele Gäste gerne in die neue Badeanstalt und in das Theater des wahren Lebens eintauchen.

 

Bild und Bericht: Günther Geiling